Die Feuerwehren wurden am 03.03.2023 um 04:18 Uhr wegen einer ausgelösten Brandmeldeanlage in einer Firma in Schwarzenbach an der Saale alarmiert. Beim Eintreffen teilten Mitarbeiter mit, es käme Rauch aus einem Kesselhaus. Ein Trupp ging unter Atemschutz zur Erkundung vor. Nachdem im Kesselhaus kein Brand festgestellt werden konnte, arbeitete man sich in die angrenzenden Räumen vor, wo schließlich eine brennende Maschine vorgefunden wurde. In dem Raum befanden sich außerdem mehrere 1000 Liter IBC-Behälter mit Gefahrenstoffen, von denen einer durch den Brand bereits stark beschädigt und ausgelaufen war.
Aufgrund der geänderten Lage wurde die Alarmstufe auf „Brand Chemie“ erhöht, wodurch ein Großaufgebot an Feuerwehrkräften aus dem Landkreis und der Stadt Hof alarmiert wurde, unter anderem mit Spezialausrüstung für Chemieunfälle.
Die Brandbekämpfung gestaltete sich schwierig, da sich das Feuer durch für die Einsatzkräfte unzugängliche Bereiche auf weitere Räume ausbreiten konnte. Darüber hinaus war es noch unklar, um welche Gefahrstoffe es sich in den Behältern handelt. Von den anwesenden Mitarbeitern gab es dazu unterschiedliche, teils widersprüchliche Aussagen. Die Gefahrstofflabels auf den Behältern selbst waren durch den Brand nicht mehr zu erkennen. Reagieren die Stoffe möglicherweise mit dem Löschwasser? Welche Gefahren bestehen, sollten sich die verschiedenen ausgelaufenen Stoffe vermischen? Ist die eingesetzte Schutzkleidung der Trupps ausreichend? Die Lederstiefel eines der ersten Trupps waren mit ausgelaufenem Gefahrstoff in Kontakt gekommen und wurden von diesem an den Kontaktstellen zerfressen. Nicht nur deshalb wurden die nachfolgenden Trupps mit leichten Chemikalienschutzanzügen ausgestattet.
Zur Brandbekämpfung kamen von Außen auch die Drehleiter und eine Drohne mit Wärmebildkamera zum Einsatz. Ein Hydrant und eine Schlauchleitung von der angrenzenden Saale lieferten ausreichend Löschwasser. Um den hohen Bedarf an Atemschutzgeräteträgern zu decken, wurde der Löschzug 5 mit Einheiten aus Naila, Selbitz und Schauenstein, der Gefahrgutzug aus Helmbrechts und die Atemschutzsammelstelle aus Kirchenlamitz an die Einsatzstelle beordert. Zur Gebietsabsicherung stand der Löschzug 4 (Münchberg, Stammbach und Sparneck) am Gerätehaus in Schwarzenbach auf Bereitschaft.
Zu Beginn wurden zwei Einsatzabschnitte gebildet, die Abschnitte „oben“ und „unten“. Dazwischen wurde die Dekontaminationsstelle aufgebaut, durch die die Einsatzkräfte beim Verlassen des Gefahrenbereichs geschleust wurden. Im Hof des Geländes wurde die Einsatzleitung aufgebaut, bestehend aus den Fahrzeugen der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung des Landkreises und der Stadt Hof, der UG-SAN EL sowie dem Fachberater THW.
Nachdem das Feuer gelöscht war, konnte der Fokus auf die Gefahrstoffbehälter gelegt werden. Mehr als ein Dutzend der jeweils 1000 Liter fassenden IBC Container waren mit Hitze beaufschlagt und teilweise beschädigt worden. Mit Indikatorpapier wurde der pH-Wert der Flüssigkeiten gemessen, um zuordnen zu können, welcher Gefahrstoff sich in welchen Behältern befindet. Zur Beratung kam ein Chemiker der Sandler AG an die Einsatzstelle. Telefonisch stand man außerdem mit TUIS in Kontakt, die für Einsatzkräfte eine ständig besetzte Notfallhotline für Chemieunfälle unterhalten.
Nach Absprache entschied man sich dazu, die Stoffe mit einer Gefahrstoffpumpe in unbeschädigte Behälter umzupumpen. Aufgrund der Menge und Dickflüssigkeit einer der Stoffe zog sich der Vorgang über mehrere Stunden hinweg. Beim Wechsel auf den jeweils nächsten Stoff mussten die Pumpe und Schläuche mit ausreichend Wasser gespült werden, um eine Vermischung der Stoffe zu verhindern. Während der Arbeiten fiel nach einer Weile die Gefahrstoffpumpe mit technischem Defekt aus und es musste der Gerätewagen Gefahrgut der Feuerwehr Marktredwitz mit einem Ersatzgerät angefordert werden.
Nach Abschluß der Pumparbeiten war die Gefahr schließlich gebannt und es blieben noch Aufräumarbeiten. Der betroffene Bereich wurde mit Bindemittel abgestreut und mit der Wärmebildkamera nochmal auf Glutnester kontrolliert. Sämtliche Schutzkleidung und Ausrüstung, die mit einem der Stoffe in Kontakt gekommen sein könnten, müssen ausgemustert werden, darunter auch Pressluftatmer, Funkgeräte, Lampen und Helme. Von einer Entsorgungsfirma wurden dafür spezielle Metallcontainer zur Verfügung gestellt.
Erst gegen Mitternacht, und somit nach rund 20 Stunden, konnten die letzten Einsatzfahrzeuge wieder einrücken. In der Spitze waren über 250 Einsatzkräfte gleichzeitig vor Ort. Auch von Polizei und Rotem Kreuz waren Spezialkräfte für Chemieunfälle vor Ort. Das Technische Hilfswerk unterstützte bei der Verpflegung, Ausleuchtung und leichtem CSA.
Ein Feuerwehrmann wurde an den Händen verletzt und ins Krankenhaus gebracht.