Gefahrgut

Einsatzgrundsätze mit Verdacht auf Gefahrstoffe

Ergeben sich bei der Erkundung Hinweise für das Vorhandensein von Gefahrstoffen, z.B.:

 Kennzeichnung Fahrzeug
 Kennzeichnung Verpackung

ist wie folgt vorzugehen:

1. Eintreffen an der Einsatzstelle

1a. Erkunden der Einsatzlage (Kennzeichnung von Fahrzeug / Versandstücken)

1b. Sicherung der Einsatzstelle mit den vorhandenen Einsatzmitteln

2. Erste Rückmeldung (Bestätigung Einsatzort, Lageinformation – Fahrzeugart, Kennzeichnung Fahrzeug/Versandstück, ggf. Nachalarmieren ¡V Alarmstufe erhöhen)

3. Durchführung der Menschenrettung soweit mit der vor Ort vorhandenen Schutzausrüstung möglich. (Feuerwehrschutzanzug, Atemschutzgeräte)

4. Absperren eines Gefahrenbereiches (Radius min. 50 m !!) und Rückzug aller Einsatzkräfte hinter die Absperrgrenze (Auf Wind zugewandter Seite bleiben)

5. Herstellen der Wasserversorgung bis zur Absperrgrenze

6. Vorbereitung der Unterstützung mit technischen Hilfsmitteln (Aufbau Stromversorgung, Beleuchtung, Gerätebereitstellung)

7. Einweisung nachrückender Einsatzkräfte (Freihalten der Einsatzstelle und der Zu- und Abfahrten)

„GAMS“ – Regel

= Gefahr erkennen

A = Absicherungs- und Absperrmaßnahmen durchführen

M = Menschenrettung durchführen

S = Spezialkräfte anfordern

G – Gefahr erkennen

Erkundung der Schadenslage

– Eigene Lage

Stärke und Qualifikation der Mannschaft, Einsatzdauer, Ablösung (z.B. kann auf
     Spezialisten „Gefahrgutzug“ zurückgegriffen werden?)
eigene und fremde Spezialgeräte (z.B. GW – bzw. AB-G , Schutzanzüge,
     Meß- und Nachweisgeräte, etc.)
Fernmeldemittel (z.B. Funktelefon und -fax im ELW)
Gefahrgutliteratur, elektronische Informationssysteme, Einsatzhilfen
Einsatzplanung, standardisierte Einsatzabläufe, Führungsstruktur und -organisation

– Allgemeine Lage

Örtliche Lage der Schadensstelle (Gelände, Bebauung, Besiedelung, etc.)
Wetter (Windrichtung, -geschwindigkeit, Temperatur, Inversionswetter, etc.)
Verkehrslage (Anfahrtszeit zur Einsatzstelle, ggf. gefährdete Personen, etc.)

– Schadenslage

Art, Ursache und Umfang des Schadens (z.B. Verkehrsunfall, mit Schadstoffaustritt,betrieblicher Störfall, etc.)
allgemeine Informationen zum Stoff, die ggf. schon bekannt sind
Vorhandene Gefahren (Gefahrenschema „AAAACEEEE“, weitere Gefahren wie z.B.Schadstofffreisetzung, kontaminierte Personen bzw. Bereiche, Brände, etc.)
voraussichtliche Entwicklung der Situation (Ausbreitung z.B. in Form einerSchadstoffwolke, Explosionsgefahr, viele Verletzte, etc.)
ggf. sofort Messungen / Tests durchführen (Ex – Gefahr; Prüfröhrchen, pH – Papier, etc.)

A – Absicherungs- Absperrmaßnahmen durchführen

– Eigenschutz beachten

Einsatzstelle mit dem Wind (in Windrichtung) anfahren
Sicherheitsabstand einhalten (bei unklarer Lage zuerst mindestens 50 Meter! Bei Explosivstoffen etc. ist ein wesentlich größerer Sicherheitsabstand erforderlich)
Erkundung ggf. zuerst mit Fernglas / – thermometer durchführen
Fahrzeuge nicht in Mulden oder an Hängen unterhalb der Einsatzstelle aufstellen (Ausbreitung von Gasen und Dämpfen; ggf. Explosionsgefahr)
Fahrzeugverkehr beachten (z.B. Werkseisenbahn, Bundesautobahn, etc.)
für alle weiteren Maßnahmen geeignete Schutzkleidung auswählen (bei unklarer Lage =größter Schutz!)
Nur unbedingt erforderliches Personal im Gefahrenbereich einsetzen
Zündgefahren ausschließen / Löschmittel bereithalten (i.d.R. Wasser+Schaum+Pulver)
frühzeitig Dekontamination vorbereiten
lageabhängige Maßnahmen (Einschäumen größer Flüssigkeitslachen, Potentialausgleich,bewusste Entschärfung von Druckgasbehältern, etc.)
ggf. sofort Messungen / Tests durchführen (Ex-Gefahr, Prüfröhrchen, pH-Papier, etc.)

– Schadensstelle sichern

Sicherheitsabstand (innere Absperrung / Absperrgrenze) bei unklarer Lage mindestens50 Meter; innerhalb der inneren Absperrung darf sich nur noch Einsatzpersonal mitgeeigneter Schutzkleidung aufhalten!
äußere Absperrung nach Lage bestimmen
Brand- und Explosionsschutz umfassend sicherstellen
Kontamination – und Kontaminationsverschleppung vermeiden
ggf. sofort Messungen / Tests durchführen (Ex-Gefahr, Prüfröhrchen, pH-Papier, etc.)

Weitere Maßnahmen

Führungsorganisation sicherstellen (Führungspersonal und – mittel einsetzen,Abschnittsbildung, etc.)
Fachkompetenz sicherstellen (z.B. Fachberater hinzuziehen, TUIS einschalten,betroffene Firma mit einbinden)

M – Menschenrettung durchführen

-Menschenrettung

geeignete Schutzausrüstung bestimmen
Dekontamination der Verletzten vorbereiten und ggf. durchführen
bei Explosionsgefahr in der Regel Gebäude im Gefahrenbereich räumen
bei giftigen Gasen und Dämpfen in der Regel Gebäude im Gefahrenbereich nichträumen
Schadstoffausbreitung beachten; ggf. Warnung der Bevölkerung veranlassen!

Weitere Maßnahmen


-Stoffidentifizierung

Gefahrenschilder, Warntafeln, Gefahrenzettel etc. beachten
Gefahrgutfahrer, Fachpersonal, Sicherheitsbeauftragte etc. befragen
Begleitpapiere, Beschriftungen auf den Verpackungen etc. beachten
Gefahrgutliteratur (Dr. Nüßler, Hommel, etc.) hinzuziehen
Planungsunterlagen der Feuerwehr, Gefahrenabwehrpläne, Sonderschutzpläne etc.
Leitstelle, TUIS
Fachbehörden (Umweltämter, etc.) und Analyseinstitute
ggf. sofort Messungen / Tests durchführen (Ex-Gefahr, Prüfröhrchen, pH-Papier, etc.)


– Ausbreitung des Stoffes verhindern

Eindämmen (durch Erdwall, Plane, Räume verschließen, etc.)
Einläufe verschließen (Gullys abdichten etc.)
Leckage abdichten
Weitere Ausbreitung verhindern (Auffangen, Abdecken, Aufstauen etc.)

S – Spezialkräfte anfordern

-Abschließende Einsatzmaßnahmen

Kontamination feststellen (im Zweifel gilt das eingesetzte Personal und Gerät alskontaminiert!)
Dekontamination durchführen
Kontaminationsverschleppung unbedingt vermeiden!
Entsorgungs-, Aufräum- und Reinigungsarbeiten nur im Rahmen der Zuständigkeit
Übergabe der Einsatzstelle an zuständige Behörde (ggf. durch Spezialkräfte)
Nachbereitung des Einsatzes bei hoher psychischer Belastung
Einsatznachbesprechung – Erkenntnisse – Bericht